Kurz vor der Revolution…

Alle Nerven sind gespannt. Die Kaumuskeln kommen nicht zur Ruhe. Das Hirn tackert wirre Botschaften, während die Erde sich „draußen“ weiter dreht, der Alltag auf Füße tritt, gegen Schienbeine kickt und seine Ellenbogen in gute und böse Rippen rammt. Um alles wird sich gekümmert, Kummer ist somit allgegenwärtig, Gott und Teufel der Einfühlsamen und moralisch Verpflichteten. Ablenkung, Entlastung, Ausgleich suchen, angestrengt und hochgepitscht wie Trüffelschweine, Hobbies finden, Filme im Kino, auf dem Flatscreen oder im Kopf, Freizeitbeschäftigungen, Rauschzustände, Konsumbeten im Tempel nebenan, in dem die Nächsten die Ecken krumm buckeln. Das hilft alles nur kurz, falls überhaupt. Pro Lebensjahr zumindest einen gehörigen Zeitraum weniger.

Nichts kaufen ist demnach reine Nächstenliebe, aber ist da noch Platz für die Liebe im Dickicht der Hässlichkeiten? Hass als morgendlicher Ständer, zuverlässig und demotivierend fordert er ungeteilte Aufmerksamkeit und stellt sich vor jede andere Regung. Es ist was faul im Staate; am System wird nicht gerüttelt, das ist systemimmanent. Nur noch ein kleines Stück, oder, wie es das starke, aber huhndumme Pferd in „Animal Farm“ von George Orwell, geschrieben 1944, bis zum Tode vertritt: „I will work harder“.

Revolution entsteht, wenn wider Willen gearbeitet wird. Dieser Widerwille betrifft nicht die Arbeit, sondern das, was die eigens geleistete Arbeit Unbeabsichtigtes auslöst. Das Schaffen liegt im Tier Mensch (Wolfhai, mit starken Fischreiher-Charakterzügen und Lemming-Genen) verankert. Er will Schaffen, alles mag dabei kurz und klein gehen, aber geschafft wird!

Erschaffen, abschaffen, verschaffen, jawohl. Oder jawoll, wie der Preuße sagt. Einen Grund braucht der Mensch zum Leben. Sinnlos ist alles Tun eh, sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Ja, die sammeln doch, neben Parasiten und Kot im eigenen Nest auch noch das angeseierte Gegammel für den Nachwuchs, der doof wie er ist aus dem warmen Bettchen oft genug direkt in den Tod hupft. Wann wird „Ökonom“ eigentlich zum Schimpfwort deklariert? Unterhalt und zwangsläufiges Ziel sind doch schon ewig geklärt.

Nachwuchs, Rente, Hausbau, und heute mehr als gestern, auf allen Gebieten. Sehr gut auswendig gelernt, die Herren. Sinn? Los!