Pepe Mujica – so schön kann Sozialismus sein!

Lucía Topolansky Saavedra und José Alberto Mujica Cordano („El Pepe“, Präsident von Uruguay 2010 bis 2015) haben die Welt verändert. Danke!

Ins Deutsch übersetzte Zitat aus o.g. Video aus 2014 (© Ma.ja.de. Filmproduktions GmbH / WDR / SRF) von El Pepe: „Man macht mir manchmal das Leben schwer, aber das geht vorüber, wie alles.“„Wenn ich mich selbst beschreiben sollte, dann als Erdklumpen mit Füßen. Nicht nur weil ich von der Erde und für die Erde lebe. Jeder Mensch braucht einen Raum für sein persönliches Glück, bewusst oder unbewusst. Ich nehme mir Zeit für Dinge, die ich gerne mache. Das ist für mich Freiheit. Ich fühle mich frei, wenn ich auf dem Feld arbeite. Ich saß viele Jahre im Gefängnis und hatte viel Zeit, mich kennen zu lernen. Und das versuche ich immer noch.“„Die Wirklichkeit ist viel mehr als das Bild, das ich mir von ihr mache. Die Wirklichkeit ist viel komplexer, schwieriger. Die körperliche Arbeit hilft mir, die Ausschweifungen des Geistes unter Kontrolle zu halten. Die Herausforderungen, die eine Arbeit mit sich bringt, haben einen eigenen Wert und der wird oft unterschätzt.“„Im weiteren Sinne helfen die Hände beim Denken. Die Hände denken. Im Zeitalter der Elektronik machen die Hände ständig so [El Pepe tippt mehrmals mit dem rechten Zeigefinger in die Handfläche der linken Hand, lächelt sehr charmant und lacht dann offen]. Ich benutze das möglichst selten, aber komm‘ nicht drum herum. Das ist der Lauf der Welt.“

Kurz vor der Revolution…

Alle Nerven sind gespannt. Die Kaumuskeln kommen nicht zur Ruhe. Das Hirn tackert wirre Botschaften, während die Erde sich „draußen“ weiter dreht, der Alltag auf Füße tritt, gegen Schienbeine kickt und seine Ellenbogen in gute und böse Rippen rammt. Um alles wird sich gekümmert, Kummer ist somit allgegenwärtig, Gott und Teufel der Einfühlsamen und moralisch Verpflichteten. Ablenkung, Entlastung, Ausgleich suchen, angestrengt und hochgepitscht wie Trüffelschweine, Hobbies finden, Filme im Kino, auf dem Flatscreen oder im Kopf, Freizeitbeschäftigungen, Rauschzustände, Konsumbeten im Tempel nebenan, in dem die Nächsten die Ecken krumm buckeln. Das hilft alles nur kurz, falls überhaupt. Pro Lebensjahr zumindest einen gehörigen Zeitraum weniger.

Nichts kaufen ist demnach reine Nächstenliebe, aber ist da noch Platz für die Liebe im Dickicht der Hässlichkeiten? Hass als morgendlicher Ständer, zuverlässig und demotivierend fordert er ungeteilte Aufmerksamkeit und stellt sich vor jede andere Regung. Es ist was faul im Staate; am System wird nicht gerüttelt, das ist systemimmanent. Nur noch ein kleines Stück, oder, wie es das starke, aber huhndumme Pferd in „Animal Farm“ von George Orwell, geschrieben 1944, bis zum Tode vertritt: „I will work harder“.

Revolution entsteht, wenn wider Willen gearbeitet wird. Dieser Widerwille betrifft nicht die Arbeit, sondern das, was die eigens geleistete Arbeit Unbeabsichtigtes auslöst. Das Schaffen liegt im Tier Mensch (Wolfhai, mit starken Fischreiher-Charakterzügen und Lemming-Genen) verankert. Er will Schaffen, alles mag dabei kurz und klein gehen, aber geschafft wird!

Erschaffen, abschaffen, verschaffen, jawohl. Oder jawoll, wie der Preuße sagt. Einen Grund braucht der Mensch zum Leben. Sinnlos ist alles Tun eh, sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Ja, die sammeln doch, neben Parasiten und Kot im eigenen Nest auch noch das angeseierte Gegammel für den Nachwuchs, der doof wie er ist aus dem warmen Bettchen oft genug direkt in den Tod hupft. Wann wird „Ökonom“ eigentlich zum Schimpfwort deklariert? Unterhalt und zwangsläufiges Ziel sind doch schon ewig geklärt.

Nachwuchs, Rente, Hausbau, und heute mehr als gestern, auf allen Gebieten. Sehr gut auswendig gelernt, die Herren. Sinn? Los!

Ist es Kapital-Oligarchie oder…

…Demokratie 1. Garnitur?

Da heißt es immer, Deutschland exportiert zuviel. Das stimmt doch gar nicht. Wir importieren massenweise Pharmaprodukte, die am Produktionsort multiresistente Supererreger erzeugen, Handy-Rohstoffe, für deren Förderung afrikanische Familien in Minen verrecken, Klamotten aus Kinderhänden, fossile Brennstoffe, Atomstrom, Umwelt-Punkte und vieles mehr, um die Welt durch unseren Konsum zu befrieden. Dann werden wir noch ausgeschimpft, dass wir gerechnet auf die Anzahl der hier lebenden Menschen wesentlich mehr vebrauchen als die weitaus größere Anzahl an Menschen in weniger ersten Welten, die mit einem Bruchteil der Ressourcen zurechtkommen müssen. Das ist ganz klar Import-Überschuß, und zwar (nur) vom Feinsten!

Was sollen wir denn noch tun gegen die Vorurteile, wir bereicherten uns auf Kosten unserer ausländischen Mitmenschen und unterdrückten den Rest der Welt?

Würden alle es so machen wie die Bayern, wären alle Menschen christlich, sozial und demokratisch! Kapital-Oligarchie heißt schließlich, dass es verdammt gut riecht! Aber dazu fehlt auswärtigen Nichtbayern wohl die notwendige lateinische Vorbildung…

…wer viel lernt, der muss viel leiden.

»Ich […] richtete mein Herz zu suchen und zu forschen weislich alles, was man unter dem Himmel tut. […] Ich sah an alles Tun, das unter der Sonne geschieht; und siehe, es war alles eitel und Haschen nach dem Wind. Krumm kann nicht schlicht werden noch, was fehlt, gezählt werden.

[…] Ich bin herrlich geworden und habe mehr Weisheit denn alle, die vor mir gewesen sind […] und mein Herz hat viel gelernt und erfahren. Und richtete auch mein Herz darauf, daß ich erkennte Weisheit und erkennte Tollheit und Torheit. Ich ward aber gewahr, daß solches auch Mühe um Wind ist.

Denn wo viel Weisheit ist, da ist viel Grämens; und wer viel lernt, der muß viel leiden.«

(Lutherbibel 1912, Prediger 1.12-1.18)

Soziale Politik…

…kann in einer Debatte niemals Rendite als Argument zählen lassen und schon gar nicht anwenden. Rentabilität dient dem Menschen, ist aber nicht mit Rendite zu verwechseln, die ausschließlich dem Kapital dient.

Es wird gerne angeführt, dass es ohne Anreize keine wirtschaftliche Entwicklung gäbe, keine Verbesserungen, keine als Fortschritt bezeichnete Manifestation von subjektivem Wunschdenken. Dabei werden als übergeordnetes Tauschmittel bedruckte Scheine, gepresste Münzen und verschlüsselte Zahlen in verschiedenen Computersystemen als Anreiz für das Volk gesehen. Nur damit soll der Mensch konsumieren können – die Grundstückssteuer in Getreide auszuzahlen ist nicht erlaubt.

Dagegen wehrt sich der menschliche Geist und versucht, seine Wehrlosigkeit mit Mitteln dieses gegebenen Systems zu verdrängen.

Schöne neue Welt (1)

Unsere 13jährigen Kids können in die digitale Revolution „Industrie 4.0“ eingebunden werden, weil 13jährige Kids in nichtbayrischen Ländern 13-Stunden-Schichtarbeit bei zwei freien Tagen im Monat leisten, in Rohstoffminen lebendig vergraben werden und vom chemisch verseuchten Wasser in Dörfern neben den rohstoffverarbeitenden Industrien an Krebs sterben und so sicherstellen, dass die Handys und Tablets für uns alle verfügbar und billig sind.

Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Kants Kategorischer Imperativ

Kants Konzept des ‚Kategorischen Imperativs‘ aus der Grundlegung der Metaphysik der Sitten und der Kritik der praktischen Vernunft gehört zu den bekanntesten und zugleich häufig missverstandenen Philosophemen von Kants Philosophie (wie auch z.B. das ‚Transzendentale Ego‘ oder das ‚Ding an sich‘). – Deswegen hier einmal der Versuch, das Argument, ein wenig gestaucht, zum Mitnehmen zu reformulieren: Das Ganze basiert auf einer Einsicht der praktischen Vernunft, einer ‚Interpretation‘, wenn man so will, der Vernunft durch die Vernunft: Weil wir vernünftig sein können, sollen wir es auch, weil wir wissen können, dass wir es können. Andernfalls würden wir uns freiwillig in die irrationale Dunkelheit begeben (und das will ja keiner… oder?) „Kants Kategorischer Imperativ“ weiterlesen

Albert Einstein: Warum Sozialismus (1949)

von Albert Einstein
(Quelle: Sozialismus oder Barbarei)

Das folgende Essay „Why Socialism“ gehört sicherlich zu den unbekanntesten Arbeiten Albert Einsteins. Die Tatsache, dass sich Einstein einen Großteil seines Lebens als Sozialist verstand und gegen Faschismus und Krieg engagierte wird von den bürgerlichen Medien gerne verschwiegen. „Why Socialism“ wurde erstmals 1949 in der ersten Ausgabe der Zeitschrift „Monthly Review“ veröffentlicht. Der Text wurde redaktionell überarbeitet.


Ist es nun ratsam für jemanden, der kein Experte auf dem Gebiet ökonomischer und sozialer Fragen ist, sich zum Wesen des Sozialismus zu äußern? Ich denke aus einer Reihe von Gründen, dass dies der Fall ist.

Lasst uns die Frage vorerst vom Standpunkt der wissenschaftlichen Erkenntnisse aus betrachten. Es mag so erscheinen, als ob es keine wesentlichen methodologischen Unterschiede zwischen Astronomie und Ökonomie gäbe: Wissenschaftler beider Gebiete versuchen allgemein akzeptable Gesetze für eine begrenzte Anzahl von Phänomenen zu entdecken um deren Zusammenhänge so verständlich wie möglich zu machen. Aber in Wirklichkeit existieren solche methodologischen Unterschiede. Die Entdeckung von allgemeingültigen Gesetzen im Bereich der Ökonomie wird dadurch erschwert, dass die zu betrachtenden ökonomischen Phänomene von vielen Faktoren beeinflusst sind, die einzeln schwer zu beurteilen sind. Außerdem waren die Erfahrungen, die sich seit Beginn der sogenannten „zivilisierten Periode“ der menschlichen Geschichte angesammelt haben – wie wir wissen – stark von Faktoren beeinflusst und beschränkt, die keineswegs ausschließlich ökonomischer Natur sind. Zum Beispiel verdanken die größeren Staatengebilde ihre Existenz den Eroberungen. Die erobernden Völker machten sich selbst – gesetzlich und wirtschaftlich gesehen – zur privilegierten Klasse des eroberten Landes. Sie sicherten sich das Monopol an Landbesitz und ernannten Priester aus ihren eigenen Reihen. Diese Priester – die die Macht über das Erziehungswesen hatten – institutionalisierten die Teilung der Gesellschaft in Klassen und schufen ein Wertesystem, dass die Menschen von da an – in einem hohen Grad unbewusst – in ihrem sozialen Verhalten leitete. „Albert Einstein: Warum Sozialismus (1949)“ weiterlesen